Promovierendentag und Symposium am 15. April 2021Wissenschaft: Zutritt nur für Akademikerkinder?
30. April 2021

Foto: HRA
Menschen mit studierten Elternteilen haben in Deutschland einen entscheidenden Bildungsvorteil, der sich aufgrund der Pandemie noch weiter zu vergrößern droht. Die Hamburg Research Academy nahm diese aktuelle Entwicklung zum Anlass, um am 15. April einen digitalen Thementag zum Thema soziale Herkunft und Chancengerechtigkeit auszurichten.
Die zwei großen Veranstaltungen – Promovierendentag und Symposium – luden ein zum persönlichen Erfahrungsaustausch, Netzwerken und zur wissenschaftspolitischen Diskussion. Darüber hinaus konnten Erstakademikerinnen und Erstakademiker an diesem Tag ganz konkrete Unterstützungsangebote für ihren Karriereweg kennenlernen und in Anspruch nehmen. Das vielfältige Programm und die hochkarätigen Podiumsgäste – Prof. Jutta Allmendinger, Prof. Ingrid Gogolin und Senatorin Katharina Fegebank – stießen bundesweit auf großes Interesse: Unter den 231 Teilnehmenden waren neben dem wissenschaftlichen Nachwuchs aus Hamburg viele Akteurinnen und Akteure aus Wissenschaft, Wissenschaftsmanagement und interessierter Öffentlichkeit vertreten.
Themenjahr „Wissen schafft Karrieren?“
Erfahren Sie mehr über das Themenjahr 2020/21 zu sozialer Herkunft und Chancengerechtigkeit in der Wissenschaft, das die Hamburg Research Academy gemeinsam mit der hochschulübergreifenden Landeskonferenz für Gleichstellung (LaKoG) ausrichtet:
Promovierendentag: Hindernisse überwinden
„Falls Sie aus einer nicht akademischen Familie stammen: Sie gehören zu einer Minderheit!“, leitete Vertr.-Prof. Dr. Christina Möller von der FH Dortmund den Promovierendentag ein und gab in ihrer Keynote einen Überblick über Zahlen, Ursachen und mögliche Lösungen zu dieser Ausgangslage. Als besondere Herausforderungen für soziale Aufsteigerinnen und Aufsteiger nannte sie ein niedriges Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten, fehlende (akademische) Netzwerke sowie ein situatives „Fehl-am-Platz-Gefühl“. In den verschiedenen Kurzworkshops des Promovierendentags wurden Strategien und Möglichkeiten aufgezeigt, um diese und andere Hindernisse zu überwinden. Alle Workshops verband die Kernbotschaft, die eigene Karriere möglichst aktiv zu planen und Netzwerke aufzubauen. Für Letzteres hatten die Teilnehmenden gleich Gelegenheit – untereinander an virtuellen Stehtischen oder an Messeständen mit dem Promovierenden-Rat der Hamburg Research Academy oder Initiativen wie Erste Generation e.V. und arbeiterkind.
Symposium: Wissenschaftspolitische Diskussion und persönlicher Erfahrungsaustausch
Was können Hochschulen und Politik tun, um Menschen aus Nicht-Akademikerfamilien auf ihrem Weg in die Wissenschaft zu unterstützen? Und wie kann eine „Generation Corona“ vermieden werden? Das Symposium setzte auf der Suche nach Antworten am Anfang des Bildungswegs an und nahm in der Podiumsdiskussion besonders die Situation von Schülerinnen und Schülern sowie von Studierenden in den Blick, da die Pandemie Hindernisse auf ihrem potenziellen Weg in die Wissenschaft verstärkt. Die Diskussion zwischen Prof. Dr. h.c. Jutta Allmendinger, PhD (Wissenschaftszentrum Berlin), Katharina Fegebank (Zweite Bürgermeisterin und Senatorin) und Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ingrid Gogolin (Universität Hamburg) machte vor allem deutlich, dass es nicht immer neuer „Modellprojekte“, sondern endlich einer systematischen Unterstützung für Nicht-Akademikerkinder auf der akademischen Karriereleiter bedarf. Den Mitschnitt der Diskussion sowie der vorangehenden Keynote von Jutta Allmendinger finden Sie weiter unten.
Von der großen Bühne ging es anschließend in den direkten Austausch über: In sieben Expertinnen- und Expertenforen gaben Hamburger Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler Einblicke in ihre aktuelle Forschung und Initiativen stellten ihre Unterstützungsangebote vor. Zum Abschluss des Tages berichteten Dr. Ann-Kristin Kolwes und Prof. Ingrid Gogolin von ihren persönlichen Erfahrungen im Wissenschaftsbetrieb. Ann-Kristin Kolwes, selbst Erstakademikerin, teilte über ihre Entscheidung nach der Promotion aus der Wissenschaft in das Wissenschaftsmanagement zu wechseln die Erkenntnis, sie habe sich aufgrund von herkunftsbedingten Selbstzweifeln, Angst vor Unsicherheit und einem Fehl-am-Platz-Gefühl „selbst aussortiert“. Als Gründerin von Erste Generation Promotion e.V. und Koordinatorin eines Mentoringprogramms an der Universität zu Köln unterstützt sie nun andere Promovierende dabei, den Weg weiterzugehen und vor allem frühzeitig bewusst zu planen. Am Ende des Tages stand der Appell an die teilnehmenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, konkrete Unterstützungsangebote wie den HRA Promovierendentag zu nutzen und sich vor allem untereinander zu vernetzen. Die hier ausgetauschten Informationen und das entstehende Empowerment seien ein entscheidender Antrieb für eine erfolgreiche Karriere in der Wissenschaft.
Gut zu wissen
- HRA Salon – Macht & das Wissenschaftssystem
Am 28. September findet die Abschlussveranstaltung des Themenjahrs statt. Die vielen Fragen und Anregungen aus dem Chat und den Diskussionen des Thementags werden dort aufgegriffen. Wir freuen uns über weiteren Austausch mit Ihnen!
- HRA spotlight – Unconscious Bias
Die Informationsveranstaltung am 2. Juni richtet sich insbesondere an wissenschaftlich Betreuende und nimmt Ausschlussmechanismen und unbewusste Diskriminierungseffekte in der Wissenschaft in den Blick.

Keynote und Podiumsdiskussion
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