Förderfonds WissenschaftskommunikationSpannender Dialog mit Zielgruppen außerhalb der WissenschaftAnja Lindig über ihr Abschlusssymposium zur CarePreg Studie
3. Dezember 2024
Foto: HRA/Schwenzer
Dr. Anja Lindig und Dr. Jördis Zill haben mit Hilfe des HRA-Förderfonds für Wissenschaftskommunikation ein hybrides Symposium organisiert, bei dem sie Daten der CarePreg Studie zur Versorgungssituation bei unbeabsichtigter Schwangerschaft und Wunsch nach einem Schwangerschaftsabbruch in Deutschland präsentiert und mit einem diversen Publikum diskutiert haben.
Wie sind Sie auf die Idee zu dem Projekt gekommen?
Die CarePreg Studie wurde, gefördert durch das Bundesministerium für Gesundheit, von 2020 bis 2024 am UKE in Hamburg durchgeführt und hat zahlreiche wichtige neue Erkenntnisse zum Thema Schwangerschaftsabbruch in Deutschland liefern können. Dies ist seit vielen Jahren ein politisch und gesellschaftlich hoch relevantes, viel diskutiertes, aber oft auch emotional aufgeladenes Thema. Bisher gab es kaum qualitativ hochwertige Daten zur Versorgungssituation und den Erfahrungen der Betroffenen in Deutschland.
Als Projektleitungen war uns wichtig, unsere Forschungsergebnisse nicht nur in internationalen wissenschaftlichen Journals zu publizieren, sondern sie allen Interessierten aus der Versorgung und darüber hinaus zugänglich zu machen. Unser Ziel war es daher, eine Veranstaltung zu planen, auf der wir unsere Ergebnisse allgemeinverständlich präsentieren, aber auch niederschwellig über die Versorgungssituation bei Schwangerschaftsabbrüchen informieren und Raum für Austausch schaffen.
Welche Zielgruppe(n) wollten Sie mit dem Symposium ansprechen, auf welchem Weg haben Sie sie erreicht und welche Personen haben am Ende teilgenommen?
Unser Symposium richtete sich an alle: Beratende aus Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen, Ärzt:innen aus Praxen und Kliniken, Betroffene und weitere Interessierte. Wir haben ein hybrides Format gewählt, um auch Interessierten außerhalb Hamburgs eine Teilnahme zu ermöglichen. Etwa 50 Personen haben vor Ort in den schönen Räumlichkeiten des Erika-Hauses am UKE teilgenommen. Während der Fragerunden im Plenum, in den Pausen sowie beim anschließenden „Get Together“ gab es viele spannende Diskussionen und Austausch zwischen den Teilnehmenden. Zudem haben etwa 60 Personen via Zoom teilgenommen und konnten sich ebenfalls durch Fragen und Wortbeiträge einbringen.
Wie hat Ihnen der Förderfonds geholfen?
Ohne den Förderfonds hätten wir nicht die finanziellen Möglichkeiten gehabt, das Symposium umzusetzen. Im Rahmen der Studie waren keine Gelder für ein Abschlusssymposium vorgesehen und grundsätzlich werden Projekte der Wissenschaftskommunikation (noch) nicht standardmäßig gefördert. Nur durch die unkomplizierte Unterstützung durch den Förderfonds sowie das Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie konnten wir unsere Idee umsetzen.
Was empfehlen Sie anderen Forschenden, die – ähnlich wie Sie mit Ihrem Symposium – in den Dialog mit Zielgruppen außerhalb der Wissenschaft treten wollen?
Der Dialog mit Zielgruppen außerhalb der Wissenschaft ist immer spannend und trägt zu einem größeren Erkenntnisgewinn bei – die Sichtweisen von Personen, die direkt aus der Versorgung kommen, waren für unsere Fragestellung extrem relevant und haben den Forschungsprozess bereichert. Forschungsergebnisse der Allgemeinbevölkerung zugänglich zu machen, sollte ein integraler Bestandteil von Forschungsprojekten sein. Tragisch ist, wenn tolle Forschungsprojekte und wichtige Erkenntnisse in einer Schublade verschwinden oder nur einer kleinen und spezialisierten Gruppe an Forschenden zugänglich gemacht werden. Gerade bei politisch und gesellschaftlich relevanten Fragestellungen wie unserer müssen wir versuchen, unsere Forschungsergebnisse allgemeinverständlich zu präsentieren um Denkanstöße zu geben und fundiertes Wissen zu vermitteln.
Nicht verschweigen kann man jedoch, dass Wissenschaftskommunikation manchmal ungewohnt und aufwendig ist, Zeit und Ressourcen kostet und in der Regel ein „add on“ neben der normalen Forschungsarbeit ist, also im Rahmen von Drittmittelprojekten meist nicht finanziert wird. Die Motivation und der Idealismus der Forschenden sind hier also Schlüsselfaktoren. Diese schwierigen Rahmenbedingungen sollten sich perspektivisch ändern. Dennoch: Es lohnt sich definitiv!
Förderfonds Wissenschaftskommunikation
Sie haben eine gute Idee, aber die finanziellen Mittel fehlen für die Umsetzung? Die Hamburg Research Academy fördert gemeinsam mit der Claussen-Simon-Stiftung Projekte des wissenschaftlichen Nachwuchses aus dem Bereich Wissenschaftskommunikation. Aus dem Förderfonds können Mittel für eigene Projekte beantragt werden.