Tipps für PromotionsinteressierteGastbeitrag von Elisabeth Rohwer und Constanze Struck
10. Mai 2023
Foto: HRA
Du überlegst, nach dem Studium zu promovieren, aber weißt nicht, wie du anfangen sollst? Um dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir als Promovierenden-Rat einige Informationen und Tipps zusammengetragen, die dir bei der Planung helfen können.
Promotion – ja oder nein?
Frühzeitiges Hineinschnuppern in das System Wissenschaft
Vielleicht studierst du aktuell noch und erwägst eine Promotion. Insbesondere, wenn du in deinem Umfeld keine erfahrenen Akademiker:innen hast, kann es schwer sein, sich ein Bild von der Promotion und dem Alltag als Doktorand:in zu machen. Solltest du noch studieren, nutze daher so früh wie möglich die Chance, in das System Hochschule hineinzuschnuppern. Sprich deine Professor:innen direkt an und erläutere dein Vorhaben. Sie sind oftmals bereit, dir Tipps für den Einstieg in die Wissenschaft zu geben. Versuche, als studentische Hilfskraft oder Tutor:in zu arbeiten und lerne so die Fachbereiche, die dich interessieren, besser kennen. Dies kann hilfreich für den Lebenslauf sein, ermöglicht dir aber auch einen Blick hinter die Kulissen: Welche Aufgaben haben Doktorand:innen, wissenschaftliche Mitarbeiter:innen und Professor:innen? Wie wird gearbeitet? Welche Forschungsmethoden werden genutzt? Was sind aktuelle Diskurse in diesem Bereich? Vielleicht lernst du hier auch schon Dinge, die dir beim wissenschaftlichen Arbeiten helfen können. Dabei kann es sich z.B. um Literaturrecherche, Transkription oder organisatorische Abläufe handeln.
Informationsveranstaltungen und Workshops zum Thema Promotion
Es gibt außerdem über das Jahr verteilt zahlreiche Informationsveranstaltungen und Workshops zum Thema Promotion. Diese werden teilweise von den Hochschulen selbst oder z.B. der GEW angeboten. Bei diesen Veranstaltungen kannst du unverfänglich Fragen zum Ablauf, zur Finanzierung und vielem mehr stellen und vielleicht sogar schon ein paar Gleichgesinnte finden. Auch die HRA bietet regelmäßig Veranstaltungen für Promotionsinteressierte an, z B. den Tag für Promotionsinteressierte und eine Exposé-Werkstatt. Alle aktuellen HRA-Angebote findet ihr im Kursportal HH.
Fachtagungen besuchen und Netzwerk aufbauen
Sobald du dich für einen Fachbereich entschieden hast, bietet es sich außerdem an, Tagungen der entsprechenden Fachgesellschaften zu besuchen. Dort kannst du erste Kontakte knüpfen und dir einen Überblick zu aktuellen Themen zu verschaffen. In der Regel gibt es vor den jeweiligen Haupttagungen auch Nachwuchstagungen, auf denen Promovierende ihren aktuellen Forschungsstand vorstellen. Diese sind für dich besonders spannend, um dir frühzeitig ein Netzwerk aufzubauen und dir ein Bild über das Vorgehen bei der Doktorarbeit zu machen. Sei mutig und sprich die Promovierenden dort einfach an. Sie werden dir gern Tipps geben und einen realistischen Blick über die Phase der Promotion ermöglichen. Übrigens: Auch der Promovierenden-Rat der HRA bietet eine Peer2Peer Beratung an, bei dem du konkrete Anliegen besprechen kannst.
Motivation und “will ich das wirklich?”
Notiere deine Motivation
Du hast dich entschieden, zu promovieren? Super! Nun solltest du dir die Zeit nehmen und notieren, was dich dazu bewogen hat. Es klingt so einfach, aber überlege dir gut, warum du promovieren möchtest. Schreibe es dir am besten direkt auf. Das kann hilfreich sein, wenn du beispielsweise in einem Bewerbungsgespräch nach deiner Motivation gefragt wirst. Es wird aber auch Phasen in der Promotion geben, in denen du an deinem Vorhaben zweifeln und auf eben diese Grundgedanken zurückgreifen wirst.
Kein richtig oder falsch
Die Gründe für eine Promotion sind dabei vielfältig. Vielleicht hast du ein Themengebiet entdeckt, dass dich fesselt und das du erforschen willst. Womöglich ist es in deiner Fachrichtung üblich, einen Doktortitel zu haben, um in der Branche eine Chance auf bestimmte Stellen zu haben. Durch die Promotion verbesserst du vielleicht auch deine Jobchancen, kannst höhere Positionen erreichen und eine bessere Bezahlung einfordern. Oder du hast dir die Promotion als persönliches Ziel gesetzt, willst Expertise in einem Themengebiet erlangen und dir selbst etwas beweisen. Es gibt hierbei kein richtig oder falsch. Überlege einfach, was dich persönlich antreibt und motiviert.
Promotionstypen und Titel
Gestaltungsmöglichkeiten einer Promotion
So vielfältig wie die Gründe für eine Promotion sind auch die Möglichkeiten, diese zu gestalten. Umso wichtiger ist es, dir klarzumachen, wie du dir diesen Lebensabschnitt eigentlich vorstellst. Bedenke hier Aspekte wie Finanzierung, die Anbindung an den universitären Betrieb, das Abhängigkeitsverhältnis zur betreuenden Person und Karrierewege nach der Promotion. Versuche auch, dich und deine Fähigkeiten zur Selbstorganisation und zum Zeitmanagement ehrlich einzuschätzen, um dir darüber klarzuwerden, wie viel Strukturierung bzw. Freiheit du benötigst.
Finanzierung und Promotionsformen
Möchtest du möglichst frei arbeiten und kannst die Finanzierung über ein Stipendium oder andere Formen sichern, passt vielleicht eine freie Promotion zu dir. Häufig arbeiten Doktorand:innen aber auch in finanzierten Projekten, die thematisch zur Dissertation passen oder treten beispielsweise eine Qualifikationsstelle an der jeweiligen Hochschule an. Es gibt zudem umfangreiche Promotionsprogramme mit vielen Weiterbildungsmöglichkeiten, die dir z.B. helfen können, wenn du auch nach der Promotion in der Wissenschaft bleiben willst. Weitere Informationen zu Promotionstypen findest du auf den Seiten der HRA.
Dr. oder PhD?
In Bezug auf deine weitere Karriereplanung kann es von Relevanz sein, welchen Titel du anstrebst. Dies ist abhängig von dem jeweiligen Fachbereich und den Fachkulturen. Je nachdem, wie international du deine Forschung ausrichten möchtest, sollest du dir aber auch darüber klar werden, ob statt eines Dr.-Titels auch ein PhD in Frage kommen könnte.
Karriereplanung und Qualifizierungsangebote
Mit deinem Betreuer oder deiner Betreuerin solltest du möglichst früh über weitere Karrierechancen sprechen und dir Unterstützung suchen. Sobald du mit deiner Promotion an einer Hamburger Hochschule begonnen hast, kannst du beispielsweise an einer großen Auswahl von Qualifikationsangeboten der HRA teilnehmen.
Themenfindung
Interesse und Relevanz
Eventuell bist du schon im Laufe deines Studiums auf ein Thema oder eine Forschungslücke gestoßen und möchtest in deiner Dissertation darauf aufbauen. Es lohnt sich, frühzeitig ein Dokument mit Promotionsthemen anzulegen und kontinuierlich zu brainstormen. Dabei ist es nützlich, auf Internetseiten von passenden Arbeitsbereichen nach aktuellen Forschungsfeldern zu suchen oder Seminarunterlagen für die weitere Recherche zu nutzen. Wichtig bei deiner Themenwahl ist insbesondere, dass du dir vorstellen kannst, dich mindestens drei Jahre damit zu beschäftigen. Frage dich hierzu beispielsweise: Was interessiert mich daran? Was möchte ich herausfinden? Warum und für wen ist mein Thema relevant? Du wirst im Laufe deiner Promotion Phasen haben, in denen du dich fragst, warum du das alles eigentlich machst. Überlege dir also gut, welches Thema du warum bearbeiten möchtest.
Freie Suche oder Themenvorgabe
Es kann jedoch auch ganz anders kommen: gegebenenfalls hast du bereits ein Thema gefunden, eine Forschungslücke identifiziert und suchst nun nach einer freien Stelle als wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in. Du wirst feststellen, dass viele Qualifikationsstellen schon konkrete Themenbereiche vorgeben, zu denen die Dissertation angefertigt werden soll. Hier lohnt es sich, offen für Neues zu bleiben, aber auch seine eigene Nische in dem Feld zu suchen. Die Promotion ist eine Qualifikationsarbeit, die dir viele Türen öffnen kann. Bedenke jedoch auch, dass dein Thema durchaus auch deinen beruflichen Werdegang prägt.
Alles in Allem solltest du dich mit deinem Thema wohlfühlen und die Sinnhaftigkeit deiner Forschung nachvollziehen können.
Betreuungssuche
An der eigenen Hochschule
Der klassische und vermutlich auch einfachste Weg ist es, dort zu promovieren, wo du auch studiert hast. Als Student:in hast du idealerweise schon in dem entsprechenden Fachbereich gearbeitet und dein zukünftiges Kollegium kennengelernt. Auch hast du so die Möglichkeit gehabt, deine:n Betreuer:in besser kennenzulernen und dir einen ersten Eindruck zur Arbeitsgruppe und den internen Abläufen zu verschaffen. Eventuell wirst du nach Anfertigung einer besonders guten Masterarbeit sogar gefragt, ob du das Thema im Rahmen einer Promotion ausweiten möchtest. Bekunde hier also frühzeitig Interesse.
Stellenangebote an anderen Hochschulen
Vielleicht kommt eine Promotion an deiner eigenen Universität aber aus verschiedensten Gründen nicht infrage. In diesem Falle kannst du nach Stellenangeboten deiner Wunschhochschulen Ausschau halten oder dich in Verteiler von Fachgesellschaften aufnehmen lassen, die oftmals regelmäßig über aktuelle Ausschreibungen informieren.
Initiativbewerbung
Eine weitere Möglichkeit, die wir dir ans Herz legen wollen: trau dich, dich initiativ zu bewerben! Es gibt für dich eine Professorin oder einen Professor, dessen Artikel du schon viel in Seminaren gelesen oder in Hausarbeiten zitiert hast? Jemand, der dir als Vorbild dient und kompetent ist? Schreibe die Person an und schildere dein Vorhaben sowie dein Promotionsinteresse. Werde hier möglichst konkret und schildere, was du als mögliche Doktorand:in mitbringst und warum du gern von dieser Person betreut werden möchtet. Frage, ob es in naher Zukunft eine Stellenausschreibung geben wird oder ob die Person Tipps für dich hat, wie du vorgehen kannst, um deine Chancen zu erhöhen.
Worauf sollte ich achten? (Betreuungsvereinbarung)
Eine gute Betreuung der Doktorarbeit ist das A und O, daher solltest du dir frühzeitig klar darüber werden, welche Erwartungen du an die Person hast. Wie viel Unterstützung benötigst du? Wie häufig wünscht du dir Austauschtreffen? Wie möchtest du mit der Person kommunizieren? Werden dir Auslandsaufenthalte oder die Teilnahme an Konferenzen ermöglicht? Mache dir rechtzeitig Gedanken zu deinen Vorstellungen und gleiche diese zu Beginn mit deinem Betreuer/deiner Betreuerin ab. Einige Promotionsordnungen geben hierbei konkrete Hinweise zur Betreuungsvereinbarung.
Bei der Wahl einer Betreuungsperson kannst du dich zudem auch daran orientieren, welchen Mehrwert sie für dich mitbringt. Wie ist die Person im Fachbereich vernetzt? In welchen Gremien und Gesellschaften ist sie Mitglied oder Vorsitzende:r? Wer hat bereits bei der Person promoviert? Schaue dir auch an, wie häufig deine mögliche Betreuerin oder dein möglicher Betreuer publiziert und um welche Werke es sich dabei handelt, um dir einen Überblick zu entsprechenden Themenbereichen zu verschaffen.
Finanzierung (Stiftungen, Stellen)
Stelle: Wissenschaftliche Mitarbeit
Als Doktorand:in kannst du dich während deiner Promotionszeit unterschiedlich finanzieren. Eine Möglichkeit ist die Tätigkeit als wissenschaftliche:r Mitarbeiter:in. Dies kann dir den Vorteil bieten, mit anderen Wissenschaftler:innen zusammenzuarbeiten und dir ein umfangreiches Netzwerk aufzubauen. Außerdem kann es von Vorteil sein, in einem Projekt angestellt zu sein, das inhaltliche Überschneidungen zu deiner Promotion aufweist. Solche in der Regel drittmittelfinanzierte Stellen sind meistens auf ca. drei Jahre befristet. Promotionsstellen oder Qualifikationsstellen sind häufig Teilzeitstellen (z.B. 50% oder 65%). Achte hier bei den Stellenausschreibungen insbesondere darauf, ob du die Promotion innerhalb deiner Arbeitszeit anfertigen darfst, oder dir lediglich ein Recht auf Promotion (in der Freizeit) gewährt wird. Die Gehälter an öffentlichen Einrichtungen richten sich nach den Tarifverträgen. Hier findest du einen Gehaltsrechner für den öffentlichen Dienst.
Stipendium und Stelle außerhalb der Wissenschaft
Natürlich kannst du während deiner Promotion auch außerhalb der Wissenschaft, z.B. in der freien Wirtschaft arbeiten. Eine weitere Möglichkeit ist die Finanzierung deiner Arbeit durch ein Stipendium. Hierbei solltest du dich rechtzeitig informieren, welche Konsequenzen dies z.B. für Versicherungen hat und welche Vor- und Nachteile sich dir bieten. Viele Stiftungen bieten eine umfangreiche finanzielle und ideelle Förderung mit gemeinsamen Netzwerkveranstaltungen und Weiterbildungen. Eine Übersicht zu verschiedenen Stipendien findest du z. B. hier. Auch Hochschulen bieten (Teil-)Stipendien zur Finanzierung von Tagungsgebühren, Druckkosten oder Dienstreisen an.
Promotionsordnungen
Kenne deine Promotionsordnung!
Du hast dich für eine Hochschule und eine Fachrichtung entschieden? Dann solltest du mit einem Blick in die Promotionsordnung abklären, ob du die passenden Qualifikationen mitbringst und welche Anforderungen an dich gestellt werden. Hier erfährst du beispielsweise, wie die Betreuung geregelt ist, welche Leistungen du in welchem zeitlichen Rahmen erbringen musst und in welcher Form du deine Dissertation einreichen kannst. In der Regel wird hier zwischen einer Monographie und einer kumulativen Dissertation unterschieden. Außerdem erfährst du in der Promotionsordnung, welche Ressourcen dir zur Verfügung gestellt werden. Einige Universitäten unterstützen ihre Doktorand:innen mit entsprechender Hardware und Software, studentischen Hilfskräften oder auch Sachmitteln und Geldern für Kongressreisen bzw. Workshops.
Wenn du dir die Promotionsordnungen der Hamburger Hochschulen ansehen möchtest, gelangst du unter hier zu einer Übersicht.
Vernetzung und Unterstützungsmöglichkeiten
Austausch mit anderen Promovierenden
Niemand schafft eine Promotion ganz allein. Und es wäre auch eine sehr triste Zeit, wenn dies der Fall wäre. Fang daher frühzeitig damit an, Gleichgesinnte zu finden, mit denen zu dich regelmäßig austauschen kannst. Die Unterstützung von Familie und Freunden ist großartig, jedoch können auch diese selten alle Aspekte deines doch oft sehr spezifischen Forschungsprojektes und der Phase der Promotion nachvollziehen. Es lohnt sich also, im universitären Kontext und insbesondere unter Doktorand:innen ein Netzwerk aufzubauen. Verschaffe dir also einen Überblick über Austauschmöglichkeiten: Gibt es weitere Doktorand:innen in deiner Arbeitsgruppe oder am Lehrstuhl? Bist du in einer Stiftung, in der andere Promovierende vertreten sind? Kannst du in Gremien oder Arbeitsgruppen der Fakultät mitwirken, in denen du Gleichgesinnte kennenlernen kannst? Solltest du extern promovieren oder noch mehr Doktorand:innen kennenlernen wollen, nutze auch gern die Angebote des Promovierenden-Rats und der HRA. Bei regelmäßigen Treffen triffst du hier ganz zwanglos andere Promovierende.
Über aktuelle Veranstaltungen und Netzwerktreffen informieren wir über unseren Instagram-Kanal.
Informationsmaterial
- Duelcke, Dana et al. (2021): Promovieren mit Perspektive. Das GEW-Handbuch zur Promotion (utb).
- Gerlach, Silvio (2017): In 200 Tagen zur Dissertation. Der Dissertation Guide. Berlin: Studeo Verlag.
- Gunzenhäuser, Randi; Haas, Erika (2015): Promovieren mit Plan. Ihr individueller Weg: von der Themensuche zum Doktortitel. Opladen/Toronto: Verlag Barbara Budrich, 3. Auflage.
- Günauer, Franziska et al. (2012): GEW-Handbuch Promovieren mit Perspektive: Ein Ratgeber von und für DoktorandInnen. 2. Auflage.
- Koepernik, Claudia (2005): GEW-Handbuch Promovieren mit Perspektive.
- Academics: Ratgeber für die Promotion
- Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft: Informationen zum Thema Promotion
- Scribbr: Informationen zum Thema Dissertation und Promotion
- Doktorandenforum
- Stipendienvergleich
- Erfolgreich Promovieren (Dr. Jutta Wergen)
- Glücklich promovieren (Dr. Marlies Klampt)
- Methoden:Koffer (Anna-Barbara Heindl)
- How to PhD – sharing the essential PhD skills we wish we had known! (Dr. Arun Ulahannan & Dr. Julia Gauly)
- The PhD Life Raft Podcast (Dr. Emma Brodzinski)