Karrieresprung 2019Karrieretag für Promovierende & Promovierte – Wege aus der Wissenschaft
30. Oktober 2019

Foto: HRA/Peter Oldorf
Wie geht es nach der Promotion weiter? Eine Frage, die viele Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler in Hamburg beschäftigt. Wer an einem außeruniversitären Berufseinstieg interessiert ist, konnte sich beim Karrieretag der Hamburg Research Academy am 24. Oktober 2019 darüber informieren. Insgesamt waren rund 120 Promovierende und Postdocs von den neun HRA-Mitgliedshochschulen vor Ort.
Die Teilnehmenden hatten beim „Karrieresprung“ die Möglichkeit, sich mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft und Gesellschaft auszutauschen und zu vernetzen. In interaktiven Gesprächsrunden, Lunchtalks und 15 Workshops bekamen sie praktische Tipps, um das eigene Potenzial sowie mögliche Karriereziele zu erkennen und den Einstieg in Berufsfelder außerhalb der Wissenschaft zu meistern.
Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin der Freien und Hansestadt Hamburg, und Dr. Nicole Elleuche, Geschäftsführerin und Verwaltungsdirektorin bei der Forschungseinrichtung European XFEL, eröffneten den Karrieretag mit einem sehr persönlichen Gespräch über ihre beruflichen Werdegänge. Ihre eigenen Stärken – Begeisterungsfähigkeit, Leidenschaft, Menschenfreundlichkeit, Optimismus und Empathie – stellten sie dabei in einen Zusammenhang mit einem allgemeinen Wandel des Führungsverständnisses in Deutschland. Auf Nachfragen der Teilnehmenden, die auf zwei freien Plätzen auf der Bühne mitdiskutieren konnten, gaben die beiden Podiumsgäste einige Karrieretipps:
Tipps:
- Überlegen Sie, was Sie besonders macht und heben Sie dies in Ihrem Lebenslauf hervor (z.B. ein Ehrenamt oder eine andere Disziplin).
- Beschäftigen Sie sich intensiv mit dem Unternehmen, bei dem Sie sich bewerben und zeigen Sie dies im Anschreiben und im Bewerbungsgespräch.
- Bilden Sie frühzeitig Netzwerke und pflegen Sie diese. Gehen Sie hierfür offen auf Menschen zu und finden den Gesprächseinstieg über Gemeinsamkeiten.

Rückblick: Karrieresprung 2019
Expert*innenrunde "Arbeitgeberblick auf Promovierte"
In der darauffolgenden Expert*innenrunde mit Dr. Regina Back (Claussen-Simon-Stiftung), Dr. Thomas Kleine-Besten (Bosch), Dr. Reemda Tieben (Google) und Dr. Anja Stadeler (undconsorten Managementberatung) stand der Perspektivwechsel im Vordergrund: Welche Fähigkeiten schätzen potentielle Arbeitgeber an promovierten Bewerberinnen und Bewerbern? Worauf sollten sie im Bewerbungsprozess besonders achten? Die wichtigsten Tipps haben wir für Sie zusammengetragen:
Tipps:
- Werden Sie sich Ihrer während der Promotionszeit erworbenen Stärken und Erfahrungen bewusst. Biss, Leidenschaft, Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen benötigen Sie auch in anderen Arbeitsbereichen.
- Soft Skills werden immer wichtiger, aber Sie müssen Sie belegen können (z.B. durch Praktika, Nebentätigkeiten, Ehrenämter oder – typisch deutsch – Zertifikate). Vergessen Sie nicht, dass auch eine Chorleitung eine Führungsaufgabe ist.
- Praktika in der Promotionsphase öffnen Türen! Sie erhöhen außerdem die Glaubwürdigkeit, dass Sie wirklich außerhalb der Wissenschaft arbeiten wollen und Ihre Bewerbung kein Plan B ist.
- Brüche im Lebenslauf können interessant sein und z.B. Ihre Offenheit für Veränderungen belegen. Finden Sie einen selbstbewussten Umgang damit.
- Verzichten Sie auf Publikationslisten und lange Erklärungen Ihres Promotionsthemas in der Bewerbung, wenn sie keine unmittelbare Relevanz für die Stelle haben. Stellen Sie Ihre beruflichen Erfahrungen vor Ihren akademischen Werdegang.
- Suchen Sie sich eine vertrauensvolle Gesprächsperson außerhalb Ihres fachlichen Umfelds, mit der Sie wichtige Entscheidungen besprechen können. Der Blick von außen hilft oftmals weiter.
- Zögern Sie nicht, wenn sich Chancen auftun!
Lunchtalks, Workshops, Markt der Möglichkeiten
Auf dem Markt der Möglichkeiten konnten die Teilnehmenden anschließend mit Vertreterinnen und Vertretern von verschiedenen Organisationen in einen direkten Austausch treten und sich über Einstiegs- oder Fördermöglichkeiten informieren. Als besonderes Tages-Highlight hatten die Teilnehmenden in der Mittagspause die Wahl zwischen Lunchtalks mit verschiedenen Unternehmen, einem professionellen CV-Fotoshooting und einer CV-Kurzberatung. In zwei Blocks fanden am Nachmittag insgesamt 15 Workshops rund um den außeruniversitären Berufseinstieg statt.
Karrieretalk Wissenschaftsmanagement & FH-Professur
Ein spannendes Podiumsgespräch mit Dr. Muriel Helbig, Präsidentin der Technischen Hochschule Lübeck, bildete den Abschluss des Karrieretags. Die promovierte Psychologin konnte gleich von zwei Karrierewegen im Hochschulbereich aus erster Hand berichten: dem Wissenschaftsmanagement und der FH-Professur. Auf die Frage aus dem Publikum nach der nötigen Qualifizierung für eine FH-Professur ermutigte Frau Helbig die Teilnehmenden: „Wenn Sie sich vorstellen können, Professorin oder Professor zu werden: Fachhochschulen suchen Sie händeringend! Mir z.B. ist es nicht wichtig, wie alt die Personen sind, ob sie einen geradlinigen Lebenslauf haben – ich brauche Leute, die promoviert haben und eine praktische Erfahrung von 3-5 Jahren gemacht haben. Das Wichtige sind die Anbindungen und die Kontakte nach draußen.“ Das Wissenschaftsmanagement als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Verwaltung beschrieb sie ebenfalls als attraktive Karrieremöglichkeit, warnte aber auch gleichzeitig davor. Wenn man eigentlich eine Professur anstrebe, sollte man lieber die Finger vom Wissenschaftsmanagement lassen. „Es ist sonst so wie der Hund vorm Fleischerladen: Man sieht die Wissenschaft noch, man macht sie aber nicht mehr selber. Man schreibt noch Anträge, aber dann gibt man sein Baby ab.“
Tipps:
- Fragen Sie Leute, die eine interessante Position haben, wie sie dort hingekommen sind.
- Springen Sie über Ihren Schatten und beteiligen Sie sich durch Redebeiträge an Diskussionen. Werden Sie sichtbar!
Wissenschaftsmanagement:
- Interessieren Sie sich schon während der Promotion für Strukturen und Themen. Abonnieren Sie z.B. Newsletter, um wichtige Themen aus dem Hochschulbereich mitzubekommen.
- Lassen Sie sich an der eigenen Hochschule in Gremien wählen.
- Schauen Sie sich frühzeitig Stellenausschreibungen aus dem Bereich an, auch wenn Sie noch gar nicht suchen.
FH-Professur:
- Bauen Sie den Kontakt zur regionalen Fachhochschule auf, sobald Sie in der Industrie sind. Bieten Sie z.B. Abschlussarbeiten und Praktika an oder gehen Sie für Ihr Unternehmen auf Karrieretage an die Hochschulen.
Unabhängig von ihren Tipps für alternative Karrierewege machte Frau Helbig speziell Frauen für den weiteren Weg in der Wissenschaft Mut: „Wenn Sie für die Wissenschaft brennen, wenn Sie Professorin an einer Universität werden wollen, bleiben Sie dran und hören Sie nicht aufgrund von Unsicherheiten auf – das ist genau der Punkt, an dem die meisten Frauen die wissenschaftliche Karriere abbrechen.“
Das Team der HRA bedankt sich herzlich bei allen Teilnehmenden, anwesenden Expertinnen und Experten sowie bei unserem Kooperationspartner, der Personalentwicklung der Universität Hamburg, für den gelungenen Tag!
Angebote der Hamburg Research Academy zum Thema Karriereentwicklung:
Di., 03.12.2019, 12:00 bis 14:00 Uhr
HRA spotlight – Anschreiben und Lebenslauf. Tipps für eine erfolgreiche Bewerbung
Do., 05.12.2019, 10:00 bis 16:30 Uhr
Wissenschaftlerinnen auf dem Weg zur Professur
(gemeinsam mit der Stabstelle Gleichstellung der UHH und dem Deutschen Hochschulverband)
Di., 31.01.2020, 9:00 bis 17:00 Uhr
Fertig mit nett! Von Fallen, Tricks und Taktiken im institutionellen Alltag
Di., 11.02.2020, 14:00 bis 16:00 Uhr
HRA spotlight – Befristungen in der Wissenschaft: Warum das WissZeitVG (fast) alle betrifft
Mi., 12.02.2020, 14:00 bis 16:00 Uhr
HRA spotlight – Promovieren und Familie. Herausforderungen und Lösungen
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