Nachwuchsgruppenleitung
Eine Nachwuchsgruppenleitung ermöglicht einerseits einen frühzeitigen Einblick in die Aufgaben einer Professur und andererseits unabhängige Forschung. Nachwuchsgruppen haben im deutschen Wissenschaftssystem ein sehr hohes Renommee und stellen einen vielversprechenden Schritt, wenn auch keine Garantie, für eine spätere Professur dar.
Nachwuchsgruppenleitende können sich auf ihr Forschungsvorhaben konzentrieren, verfügen über ein eigenes Budget und leiten ihre Mitarbeitenden an (meist ein bis zwei Promovierende, ggf. weitere Mitarbeitende). In der Regel laufen Nachwuchsgruppen fünf bis sechs Jahre. Die Bedingungen für Nachwuchsgruppenleitende sind daher oft besser als für Juniorprofessorinnen und Juniorprofessoren, die Projekte und Mitarbeitende über Drittmittel finanzieren müssen und sich durch stärkere Einbindung in die akademische Selbstverwaltung weniger auf ihre Forschung konzentrieren können. Da die Vergabe von Nachwuchsgruppen höchst kompetitiv ist, sind diese außerdem bei Berufungskommissionen sehr angesehen und können, je nach Fächerkultur, die Habilitation ersetzen.
Wie erhalte ich eine Nachwuchsgruppe?
Das wichtigste Förderprogramm ist das Emmy Noether-Programm der DFG. Darüber hinaus schreibt das Bundesministerium für Bildung und Forschung regelmäßig themenbezogene Forschungsprogramme aus. Die Europäische Union vergibt ERC Starting Grants. Universitäten richten ebenfalls oft Gruppen ein, besonders im Zusammenhang mit der Exzellenzinitiative bzw. der Exzellenzstrategie oder im Rahmen von eigenen Programmen. Zudem finden sich in außeruniversitären Forschungseinrichtungen, wie zum Beispiel an einem Helmholtz-Institut oder einem Max-Planck-Institut verhältnismäßig viele Nachwuchsgruppen. Neben den genannten Programmen und Organisationen bieten auch Stiftungen Nachwuchsgruppenprogramme an. Dazu zählen der Sofja Kovalevskaja-Preis der Alexander von Humboldt-Stiftung.
Für das Emmy Noether-Programm gelten zum Beispiel u.a. die folgenden Voraussetzungen:
- Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler aller Fachdisziplinen i.d.R. bis 4 Jahre nach der Promotion
- i.d.R. mindestens zwei Jahre Postdoc-Erfahrung
- substantielle internationale Forschungserfahrung
- die bereits erlangte Berufbarkeit, insbesondere die abgeschlossene oder bevorstehende Habilitation, schließt die Antragstellung aus, da das Förderziel bereits erreicht ist
Beim Emmy Noether-Programm und bei den ERC Starting Grants müssen Sie zudem die Erklärung einer Hochschule oder eines Forschungsinstituts einholen, dass diese Sie bei einem erfolgreichen Antrag als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter aufnehmen und Ihnen Räumlichkeiten und die nötige Infrastruktur zur Verfügung stellen wird.
Welche Aufgaben haben Nachwuchsgruppenleitende?
Nachwuchsgruppenleitende haben ähnliche Aufgaben wie Juniorprofessorinnen und Juniorprofessoren. Sie forschen, betreuen Promovierende sowie Abschlussarbeiten von Studierenden und geben pro Semester etwa zwei Lehrveranstaltungen. Je nach Promotionsordnung sind Nachwuchsgruppenleitende promotionsprüfungsberechtigt. Auf Grund der monetären Freiheit, die eine Nachwuchsgruppe bietet, sind Nachwuchsgruppenleitende relativ unabhängig. Allerdings sind sie auch oft weniger in universitäre Abläufe und Gremien eingebunden als Juniorprofessuren.
Zwischenevaluation von Nachwuchsgruppen
Je nach Förderprogramm muss nach etwa der Hälfte der Förderperiode eine Zwischenevaluation erfolgen. Dabei wird überprüft, ob die Arbeitsgruppe fortgeführt wird und die Mittel für die restliche Laufzeit des Projekts entsperrt werden. Weitere Informationen zur Zwischenevaluation erteilt der jeweilige Fördermittelgeber.
Gut zu wissen
- Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bietet eine umfassende Übersicht über Karrierewege in der Wissenschaft.
- Research in Germany zeigt Karrierewege für Postdocs, Nachwuchsgruppenleitungspositionen und Juniorprofessorinnen und Juniorprofessoren auf.