Interview mit Prof. Dr.-Ing. Marina Tropmann-Frick
Was hat Ihnen auf dem Weg in die Wissenschaft geholfen?
Die Unterstützung meines Doktorvaters hat mir enorm geholfen. Seine Visionen und unsere unzähligen Gespräche haben mich für die Wissenschaft fasziniert.
Oder was war eventuell der Grund für den Weg aus der Wissenschaft?
Es gibt nicht immer sofort eine passende Stelle. Meine Praxiserfahrung finde ich aber trotzdem sehr bereichernd und würde sie nicht missen wollen.
War auf diesem Weg die eigene soziale Herkunft ein Thema?
Ich würde sagen ja, aber nur von mir selbst getrieben. Dadurch, dass meine Eltern durch ihre Herkunft niemals die Möglichkeit hatten zu studieren, obwohl sie sich das gewünscht hatten, wurde ich bereits mit der Idee erzogen, sich selbst keine Grenzen zu setzen und auch die entferntesten Ziele soweit wie möglich zu verfolgen.
Wann haben Sie das erste Mal gemerkt, dass es da einen Unterschied gibt? Und gibt es ein persönliches Ereignis, dass Ihnen dabei besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Sehr spät. Als ich realisiert habe, dass mein Streben nach wissenschaftlicher Arbeit und einem höheren akademischen Abschluss von außen manchmal sogar negativ angesehen wurde.
Ist die soziale Herkunft im Hochschulkontext immer noch relevant? Und wenn ja, warum?
Meiner Meinung nach ja. Das fängt aber nicht in der Hochschule an, sondern bereits in der Schule.
Was könnten Hochschulen in dem Bereich dann anders machen?
Präsenter in den Schulen werden. Sich bereits mit der jungen Generation mehr beschäftigen und die akademische Karriere transparenter machen.
Was ist Ihr persönlicher Tipp, wenn ich es mit dem Weg in die Wissenschaft probieren will?
Immer am Ball bleiben, niemals aufgeben und sehr viel lesen.
Zur Person
Geboren bin ich in Kirgisstan (ehem. UdSSR) in einer Familie mit jüdischen Wurzeln. Die jüdische Herkunft erlaubte unserer Familie in 1994 eine Auswanderung nach Deutschland (nach Schleswig-Holstein). Mit 15 Jahren und ohne Kenntnisse der deutschen Sprache musste ich viel Kraft aufwenden, um es zunächst auf ein Gymnasium zu schaffen. Nach dem Abitur habe ich an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel das Informatik Studium mit Nebenfach Mathematik angetreten.
Nach meinem Diplom in Informatik am Lehrstuhl für Technologie der Informationssysteme arbeitete ich zunächst in einem Forschungsprojekt am Lehrstuhl mit, das nach eineinhalb Jahren erfolgreich abgeschlossen wurde. Ich wechselte dann in ein Softwareunternehmen und folgte nach einigen Jahren der Einladung aus der CAU zu Kiel zurückzukehren um sich einer Dissertation zu widmen. Diese kreative Zeit dauert 3 Jahre an und endete mit einer erfolgreichen Promotion. Direkt im Anschluss folgte für mich eine Anstellung und ein paar sehr turbulente Praxisjahre in der Industrie. Da mein Interesse aber immer weiter der Wissenschaft und Lehre galt, habe ich Anfang 2018 den Entschluss gefasst zurück an eine Uni zu kehren, diesmal als Professorin. Aufgrund meiner früheren