Interview mit Kay-Dennis Boom
Was hat Ihnen auf dem Weg in die Wissenschaft geholfen?
Es gab einen Lehrer für das Fach Pädagogik und Psychologie und dieser hat mich stark inspiriert, Psychologie zu studieren. Ansonsten war das Studium eher ein Sprung ins kalte Wasser.
War auf Ihrem Weg die eigene soziale Herkunft ein Thema?
Indirekt. Ich hatte nur manchmal das Gefühl, dass mein Hintergrund nicht so häufig unter meinen Kommilitonen und Kommilitoninnen vorkommt.
Wann haben Sie das erste Mal gemerkt, dass es einen Unterschied gibt? Und gibt es ein persönliches Ereignis, dass Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?
In meiner Schulzeit hatte ich nie das Gefühl, dass ich aus einer bildungsfernen Familie komme. Auch wenn ich mit Ärzte- oder Anwaltskinder zusammen zur Schule gegangen bin. Das erste Mal, dass ich das Gefühl hatte, ich komme aus einer anderen sozialen Schicht, war in der Orientierungswoche. Psychologie ist eher so ein versnobter Einser-Studiengang. Da habe ich zum ersten Mal gemerkt, dass die Ausdrucksweise eine andere ist, dass die Geschichten andere sind. Da waren die Statistiken, dass in Deutschland der Bildungsabschluss sehr stark von den Eltern abhängig ist, erfahrbar für mich.
Ist die soziale Herkunft im Hochschulkontext immer noch relevant? Und wenn ja, warum?
Meine Einschätzung nach ist das in verschiedenen Studiengängen unterschiedlich ausgeprägt. Im Psychologie-Studium kommen die Studierenden eher aus einem Akademiker-Haushalt als in anderen Studienfächern wie z. B. im Lehramt der Beruflichen Schulen. Da ist es durchmischter.
Was könnten Hochschulen in dem Bereich dann anders machen?
Ich glaube, dass was wichtig ist, sind zum Beispiel Tage der offenen Tür. Das offen und transparent gemacht wird für alle gesellschaftlichen Schichten, was es bedeutet zu studieren, was eine Universität ist, wie sie organisiert ist usw.
Was ist Ihr persönlicher Tipp, wenn ich es mit dem Weg in die Wissenschaft probieren will?
Ich glaube, das Problem ist, dass man das Gefühl entwickeln könnte, ich bin anders als die Anderen und deswegen habe ich einen Nachteil. Ich kann da natürlich nur aus meinen eigenen Erfahrungen schöpfen und ich würde da sagen, das kommt einem immer nur so vor. Man kann die soziale Herkunft auch positiv auswerten und sagen, ich habe zumindest dann den Vorteil, dass ich einen breiteren Blick in der Gesellschaft bekommen habe. Das wäre mein Tipp: Nimm es als etwas Positives auf, dass du nicht aus einem Akademiker-Haushalt kommst!
Zur Person
Kay-Dennis Boom ist seit Dezember 2014 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Berufliche Bildung und Lebenslanges Lernen in der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg.