Förderfonds WissenschaftskommunikationInformationen zum Klima besser verständlich machen – Yulia Polkova über ihr Projekt „Klimakompetenz“
24. Januar 2024

Foto: Polkova
In ihrem Projekt „Klimakompetenz: Vom wissenschaftlichen Jargon zur Umgangssprache“ hat Klimawissenschaftlerin Yulia Polkova eine Reihe von Erklär-Videos gestartet, die sie gemeinsam mit einer Agentur für Wissenschaftskommunikation und dem Deutschen Wetterdienst DWD umgesetzt hat. Das Projekt wurde über den HRA-Förderfonds für Wissenschaftskommunikation finanziert.
Wie sind Sie auf die Idee zu dem Projekt gekommen?
Wenn ich mich jemandem außerhalb meiner Arbeit als Klimawissenschaftlerin vorstelle, sind die Leute interessiert und nutzen meist die Gelegenheit, über das Klima zu sprechen. Manchmal sind die Fragen ziemlich fortgeschritten, aber sehr oft sind sie eher sehr grundlegend, wie zum Beispiel: Was ist Klima, und können wir das Klima überhaupt vorhersagen, wenn wir nicht einmal das Wetter ein paar Wochen im Voraus vorhersagen können? Das Thema Klima ist schon seit einiger Zeit in den Medien, und es gibt viele Quellen, um sich über dieses Thema zu informieren, aber ich bekomme immer wieder dieselben Fragen gestellt. Meiner Erfahrung nach ist es notwendig, dass sich die Menschen ein Grundwissen über das Klima aneignen (wie bei Covid, als wir alle plötzlich zu Virologen wurden…) – vor allem, weil die Klimaterminologie in Zukunft immer relevanter und gebräuchlicher sein wird. Ich möchte daher meinen Beitrag zur Stärkung der Klimakompetenz in der Gesellschaft leisten. Allerdings gibt es in dieser Hinsicht nicht nur eine Lücke zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, sondern auch eine Wissenslücke unter den Forschenden, denn jeder forscht in seinem ganz speziellen Bereich. Andere Forschende wissen daher z. B. nicht, dass es Klimavorhersagen (mein Forschungsthema) gibt. Daher möchte ich Klimavorhersagen populär machen. Dabei handelt es sich um nützliche Informationen, die bereits verfügbar sind und für bestimmte Bereiche wie Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Gesundheitswesen, Energie, Versicherung usw. genutzt werden können.
An welche Zielgruppe richten Sie sich mit Ihren Videos, und warum haben Sie sich für dieses Medium entschieden?
Anfangs war die Zielgruppe Deutschland. „Global denken, lokal handeln“ ist ein schöner Ausdruck, aber es mangelt derzeit überall an „lokalem Handeln“. Alle notwendigen Informationen zum Thema Klima müssen in der jeweiligen Muttersprache verfügbar sein. Deshalb haben wir die Inhalte für Deutschland auf Deutsch verfasst – obwohl Deutsch nicht meine Muttersprache ist, sondern Ukrainisch. Kurze Videos in den sozialen Medien erschienen uns ebenfalls logisch. Ursprünglich hatte ich den Wunsch, mein Wissen zu teilen– weil ich annahm, dass viele Menschen nicht genau verstehen, was Klima ist, dass es bis zu einem gewissen Grad vorhersehbar ist und dass wir diese Informationen bereits nutzen könnten. Wenn sie es wüssten, würden sie wahrscheinlich handeln, oder? Nun, heute weiß ich, dass dies ein sehr naiver Eindruck war. Während des Projekts fand ich eine Menge leicht zugänglicher Ressourcen wie Klimakurse, Bücher, Videos und Spiele. Und die Tatsache, dass wir den Klimawandel erleben werden, wurde schon vor Jahrzehnten weithin kommuniziert. Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass bloßes Wissen nicht ausreicht. Die Menschen wissen zum Beispiel auch, dass Rauchen ihrer Gesundheit schadet, aber viele rauchen trotzdem weiter. Die Leute werden also nicht anfangen, sich um das Klima zu kümmern, nachdem sie unsere Videos gesehen haben.
Jetzt sehe ich als Zielgruppe diejenigen, die versuchen, verschiedene Quellen von Klimainformationen zu verstehen. Deshalb haben wir uns mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zusammengetan, um diese Videos den Nutzern des DWD zur Verfügung zu stellen. Wenn Sie zum Beispiel ein neues Smartphone kaufen wollen, haben Sie bereits die Absicht, eines zu kaufen, Sie wissen nur nicht, welches – also lesen Sie, sehen sich einige Testberichte an und treffen dann eine Entscheidung. So werden dieses und die nächsten Videos (zu finden beim DWD und CEN Universität Hamburg) wahrscheinlich auch genutzt werden – von Fachleuten oder zu Bildungszwecken.

Copyright: mariquadrat
Wie hat Ihnen der Förderfonds geholfen?
Ich habe mein Wissen über Ressourcen zur Popularisierung der Klimaforschung erweitert und mein Netzwerk innerhalb der Wissenschaftskommunikation gestärkt. Meine Projektpartner von mariquadrat habe ich bei einer Veranstaltung kennengelernt, als ich auf der Suche nach Unterstützung für die Erstellung von Erklärvideos war. Ich war begeistert von ihrer Arbeit, und sie waren begeistert von meiner. Die Chemie stimmte, also beschlossen wir, es zu versuchen, und beantragten eine HRA-Finanzierung.
Wie wollen Sie das entstandene Video in Zukunft einsetzen?
In Vorbereitung auf dieses Projekt habe ich nach bereits verfügbaren Erklärvideos gesucht. Und ich habe eine Menge davon gefunden, allerdings meist auf Englisch. Meine Lieblingsquelle auf YouTube ist das Met Office – Learn About Weather, das sehr kurze und sehr informative Videos mit schönen hochwertigen Animationen und sehr sorgfältig gewählten Worten produziert, die in kurzer Zeit auf den Punkt kommen. Allerdings sehe ich immer noch nicht, dass wir so gutes Videomaterial in deutscher Sprache haben. Um „lokal handeln“ zu können, müssen wir uns aber auch lokal informieren können. Daher bin ich davon überzeugt, dass die Weiterentwicklung von hochwertigen deutschsprachigen Ressourcen notwendig ist, um die Klimakompetenz und das Bewusstsein dafür zu erhöhen, welche Klimadaten bereits existieren und was mit dem aktuellen Klimawissen erreicht werden kann. Ich würde das Klimakompetenz-Projekt gerne fortsetzen und mehr Bildungs- und Anreizmaterial mit Schwerpunkt auf den lokalen Gemeinden bereitstellen. In meiner freien Zeit unterhalte ich mich auch ehrenamtlich mit Hamburger Schülerinnen und Schülern über diese Themen.
Link zu den veröffentlichten Videos
Förderfonds Wissenschaftskommunikation
Sie haben eine gute Idee, aber die finanziellen Mittel fehlen für die Umsetzung? Die Hamburg Research Academy fördert gemeinsam mit der Claussen-Simon-Stiftung Projekte des wissenschaftlichen Nachwuchses aus dem Bereich Wissenschaftskommunikation. Aus dem Förderfonds können Mittel für eigene Projekte beantragt werden.