Förderfonds WissenschaftskommunikationZusammenhänge greifbar machen – Dr. Franziska S. Hanf über ihr Projekt „Hamburg 2050: water from 4 sides”
30. Januar 2025

Foto: © Vernessa Himmler/Hanf et al. 2024
In ihrem Projekt „Hamburg 2050: water from 4 sides” hat Dr. Franziska S. Hanf gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus dem CLICCS Exzellenzcluster und einer Illustratorin drei Anpassungsszenarien für die Stadt Hamburg künstlerisch dargestellt. Sie zeigen verschiedene Möglichkeiten, wie sich Hamburg in einer vom Klimawandel beeinflussten Zukunft an Wasser-Risiken anpassen könnte. Die Narrative der Szenarien wurden zuvor in einem interdisziplinären Team im Rahmen des CLICCS C1 Projekts entwickelt. Die Visualisierung der Narrative wurde mithilfe des HRA-Förderfonds für Wissenschaftskommunikation finanziert.
Wie sind Sie auf die Idee zu dem Projekt gekommen?
Bei der Anpassung an den Klimawandel lassen sich drei verschiedenen Kategorien unterscheiden: unmittelbare Krisenbewältigung („coping”), schrittweise präventive Anpassungen („incremental adaptation”) und ein grundlegender Umbau von Strukturen und Prozessen, also eine Transformation („transformative adaptation”). Diese drei Kategorien sind jedoch nicht immer klar unterscheidbar und es ist schwierig, von der konzeptionellen Ebene zu einem empirischen und praktischen Verständnis zu gelangen. Diese Erfahrung haben wir in unserem interdisziplinären CLICCS Forschungsteam gemacht. Um den Zugang zum Thema zu erleichtern, sollte Kunst eine Lösung sein.
Erzählende Bilder können als mentale Hilfsmittel betrachtet werden, die einer Gemeinschaft helfen, komplexe sozio-ökologische Probleme auf leicht verständliche Weise wahrzunehmen und gleichzeitig Diskussionen anzuregen. Innerhalb des interdisziplinären Teams sollte der schrittweise Visualisierungsprozess helfen, sozial-ökologische Beziehungen zu untersuchen und Wissen zwischen den Disziplinen zu verbinden. Der Schritt der Visualisierung der Narrative regte Diskussionen an, um das abstrakte Verständnis über die drei Kategorien der Anpassung an den Klimawandel auf eine empirische und praktische Ebene zu bringen.
Insgesamt wollten wir mit der Visualisierung aber gleich zwei Zielgruppen erreichen: Wissenschaft und Gesellschaft. Unser Ziel war es, sowohl das interdisziplinäre Lernen unter Wissenschaftlern durch die gemeinsame Erarbeitung von Szenarien auf künstlerischer Basis zu fördern, als auch mit den Ergebnissen das soziale Lernen unter verschiedenen lokalen Akteuren wie Bürgern, Behörden und Unternehmen anzuregen.
Welchen Herausforderungen sind Sie bei der Übersetzung Ihrer Forschung in die grafischen Darstellungen begegnet?
Die größte Herausforderung ist die Komplexität des Themas. Das Thema Anpassung an Wasser-Risiken in der Stadt ist nicht einfach abzugrenzen. Es zieht sich durch alle Sektoren: Gesundheit, Verkehr, Energiesektor, Ökonomie/Industrie, Natur/Biodiversität, Erholung, Bildung, etc. Die Erfassung all dieser Abhängigkeiten in den grafischen Darstellungen war eine große Herausforderung. Im Zuge der Visualisierung wurden uns immer wieder neue Zusammenhänge bewusst, die wir zuvor noch nicht beachtet hatten. Dies zeigt die enorme Bedeutung dieses Prozessschrittes in der Gesamtstudie.
Wie hat Ihnen der Förderfonds geholfen?
Durch den Förderfonds konnten wir uns bei dem Prozess der Visualisierung Zeit nehmen und mehrere Loops durchlaufen, um die Visualisierungen immer wieder in Frage zu stellen und gemeinsam zu reflektieren. Interdisziplinäre Arbeit erfordert Zeit, die im akademischen Bereich nicht immer zur Verfügung steht. Sich die Zeit zu nehmen und sich darauf zu konzentrieren, kommt am Ende nicht nur dem aktuellen Projekt zugute. Es beeinflusst auch die Expertise aller Beteiligten und eröffnet neue wissenschaftliche Horizonte.
Wie wollen Sie die entstandenen Visualisierungen in Zukunft einsetzen?
Im Rahmen der Förderung sind sechs umfassende Grafiken entstanden: jeweils zwei Grafiken pro Szenario, in einer englischen und einer deutschen Version. Die englischen Grafiken wurden für eine wissenschaftliche Publikation genutzt, die den Entwicklungsprozess der Szenarien innerhalb des interdisziplinären Teams und die Ergebnisse vorstellt. Die deutschen Grafiken setzen wir im Rahmen von Stakeholder Workshops mit einem breiten Publikum aus der Stadt Hamburg ein. Damit wollen wir verschiedene gesellschaftliche Akteure motivieren, sich mit der Komplexität der (nachhaltigen) städtischen Anpassung an den Klimawandel und die damit einhergehenden Herausforderungen im Wassermanagement zu befassen. Die narrativen Bilder sind als Ausgangspunkt für Diskussionen über gesellschaftlich konstruierte Zukünfte gedacht. Sie sollen soziales Lernen über die Komplexität der sozio-ökologischen Verflechtungen in Städten fördern und sowohl Entscheidungsträger als auch Bürger dazu motivieren, sich mit dem Thema gemeinsam zu beschäftigen. Nach einem erfolgreichen Auftakt-Stakeholder-Workshop mit dem Titel „Anpassung an den Klimawandel für ein nachhaltiges Hamburg – Welche Maßnahmen transformieren die Stadt?” planen wir nun für dieses Jahr einen weiteren Stakeholder Workshop zum Thema „Szenarien”. Wissenschaftskommunikation ist und bleibt somit für mich ein wichtiger Teil meiner Arbeit.
Weitere Informationen zum Projekt
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Die Publikation mit den entstandenen Visualisierungen auf Englisch: Hanf FS, Meier L, Hawxwell T, Oßenbrügge J, Knieling J and Sillmann J (2024) “Narrative images” as a learning approach: (transformative) adaptation scenarios for dealing with urban water risks in Hamburg, Germany. Front. Sustain. Cities 6:1430257. doi: 10.3389/frsc.2024.1430257
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Bericht über den ersten Stakeholder Workshop in den CLICCS News
Förderfonds Wissenschaftskommunikation
Sie haben eine gute Idee, aber die finanziellen Mittel fehlen für die Umsetzung? Die Hamburg Research Academy fördert gemeinsam mit der Claussen-Simon-Stiftung Projekte des wissenschaftlichen Nachwuchses aus dem Bereich Wissenschaftskommunikation. Aus dem Förderfonds können Mittel für eigene Projekte beantragt werden.