Juniorprofessur und Tenure-Track-Professur
Die Juniorprofessur wurde 2002 mit der fünften Novelle des Hochschulrahmengesetzes (HRG) eingeführt, um die Habilitation zu ersetzen, Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern frühzeitig mit den Aufgaben einer Professur vertraut zu machen und unabhängige Forschung zu ermöglichen. Juniorprofessorinnen und Juniorprofessoren erfüllen im Grunde die gleichen Aufgaben wie reguläre Professoren: Sie engagieren sich in der Lehre, betreuen Studierende und Promovierende, beantragen Drittmittelprojekte, leisten Gremienarbeit und erledigen administrative Aufgaben. Mit vier bis sechs Semesterwochenstunden ist ihr Lehrdeputat nur etwa halb so hoch wie das einer Universitätsprofessur. Damit bleibt für die Weiterentwicklung des individuellen Forschungsprofils mehr Zeit. Allerdings ist die Juniorprofessur keine Garantie für einen späteren Ruf auf eine reguläre Professur. Auch bei einer Tenure-Track-Option ist eine erfolgreiche Evaluation die Voraussetzung für eine W2- bzw. W3-Professur.
Wie erhalte ich eine Juniorprofessur bzw. eine Tenur-Track-Professur?
Junior- bzw. Tenure-Track-Professuren müssen öffentlich ausgeschrieben und im Rahmen eines Berufungsverfahrens vergeben werden. Normalerweise müssen Bewerberinnen und Bewerber folgende Anforderungen erfüllen:
- Herausragende Promotion
- Erfahrungen in der Lehre
- Einschlägige Publikationen
- Tätigkeit als Postdoc
- Erfahrungen im Einwerben von Drittmitteln
- Forschungsaufenthalt im Ausland
Die Laufzeit liegt gewöhnlich bei sechs Jahren, wobei sie zunächst auf drei Jahre befristet ist. Über die Verlängerung entscheidet eine Zwischenevaluation. Einige Juniorprofessuren enthalten auch eine Tenure-Option. Diese Stellen sollen bei Erfolg in Zwischen- und Endevaluation (ggf. auch bei einem alternativen Ruf) in eine reguläre Professur münden, ohne noch einmal öffentlich ausgeschrieben zu werden. Grundsätzlich soll die Tenure-Track-Option jedoch nur für diejenigen in Betracht kommen, die nach der Promotion die Hochschule gewechselt oder eine mehrjährige wissenschaftliche Tätigkeit außerhalb der eigenen Hochschule wahrgenommen haben (Hausberufungsverbot).
Wie werden Juniorprofessuren und Tenure-Track-Professuren vergütet?
Juniorprofessorinnen und Juniorprofessoren werden in der Regel als Beamte eingestellt und erhalten eine W1-Besoldung. Es ist zu beachten, dass es sich um eine Verbeamtung auf Zeit handelt. Dies hat Auswirkungen auf die Kranken- und Arbeitslosenversicherung. Wenn Sie nach der Juniorprofessur keine Anstellung finden, haben Sie keinen Anspruch auf Arbeitslosenversicherung und können in eine prekäre Situation gelangen.
Juniorprofessur und Habilitation?
In einigen Fächern (z.B. Geisteswissenschaften, Rechtswissenschaften und Medizin) legen die Berufungskommissionen nach wie vor großen Wert auf die Habilitation. Viele Juniorprofessorinnen und Juniorprofessoren entscheiden sich deshalb weiterhin für die Habilitation.
Gut zu wissen
- Der DGJ - Verein für moderne Karrierewege in der Wissenschaft und die Junge Akademie sind Vereine, in denen sich Tenure-Track- bzw. Juniorprofessorinnen und Juniorprofessoren zusammengeschlossen haben. Sie engagieren sich aktiv für die weitere Entwicklung der akademischen Karrierewege und bringen sich mit Positionspapieren in aktuelle Diskussionen ein.
- Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bietet eine umfassende Übersicht über Karrierewege in der Wissenschaft.
- Research in Germany zeigt Karrierewege für Postdocs, Nachwuchsgruppenleitungspositionen und Juniorprofessorinnen und Juniorprofessoren auf.